Wir sind offline. Kein Netz und gerade auch keine Möglichkeit, wieder online zu gehen. Seit ein paar Stunden sind wir in Argentinien und haben noch keine neuen Handykarten. Ein bisschen wie aus der Welt gefallen fühlt sich das an und ist vielleicht genau der richtige Moment, um noch einmal auf unsere letzten Tage in Uruguay zurückzublicken und noch einige der vielen schönen Momente mit euch zu teilen. Wenn ich an die fast drei Wochen in Uruguay denke, dann kommt mir dieses Land wie eine kleine, überaus freigiebige Schatzkiste vor. Es sind kleine Schätze, die für uns darin lagen, nichts überwältigendes, vielleicht auch nichts einzigartiges – aber so viele wunderschöne kleine Überraschungen und Momente, jede und jeder für sich wertvoll und ein Grund sich zu freuen. Da ist zum Beispiel der leuchtend schwefelgelbe Himmel mit Regenbogen nach einem Tag voller anstrengender Schlaglochpisten und anhaltendem Gewitter; der zunächst als Notlösung empfundene Stellplatz neben einer Eukalyptusplantage, der sich als wunderschön entpuppt, mit neugierigen Kühen als Nachbarn; da ist das erste Gürteltier, dem wir begegnen, das eilig genau vor uns die Straße kreuzt; der Gaucho, der von seiner Ranch zu unserem Stellplatz weit jenseits der Weiden gefahren kommt um zu fragen, ob wir Hilfe brauchen, der uns mit Handschlag begrüßt und mit dem, auch ohne dass wir einander verstehen, Verständigung möglich ist; die Eisdiele, die als einer der wenigen Läden im Ort tatsächlich geöffnet hat; der unwirklich-zauberhaft rosa Abendhimmel, als Hannes endlich einen Platz zum Angeln gefunden hat; da sind die wilden Nandu-Gruppen am Straßenrand, die unzähligen fremdartigen Vögel in den leuchtendsten Farben, die unseren Wortschatz mit so schönen Namen wie Schopfkarakara, Rubintyrann, Fleckentinamu und Spuruguay bereichern; da sind die ruhigen Minuten, in denen ich am Ufer in der Sonne sitze und den neuen Blog schreibe; der Tag, an dem endlich lange genug die Sonne scheint, um die Wäsche zu trocknen; da ist der Moment, in dem wir endlich verstehen, warum am Straßenrand immer wieder heißes Wasser angeboten wird und der, in dem auch Jan und ich beginnen, den allgegenwärtigen Mate-Tee zu mögen; da ist der Nachmittag, an dem wir durch das saisonbedingt kaum belebte, aber mit seinen Wandmalereien so schöne San Gregorio stromern; das eiskalte und lecker schmeckende Wasser aus dem Hahn direkt vor unserem Bus nach Tagen mit stark gechlortem Trinkwasser, das Nandu-Ei direkt vor uns auf unserem Weg; die Entdeckung, dass es Avocados gibt, die dreimal so groß sind wie die uns bisher bekannten; da ist die Therme San Nicanor, die wir nach einem langen Tag erst bei Dunkelheit erreichen, die laut dem Schild 12km Rüttelpiste zuvor geschlossen hat und die, als wir schon am Wegesrand übernachten wollen, doch noch ihre Tore für uns öffnet. Und ganz am Ende sind da die zwei herrlichen Tage, in denen wir die Thermen unter Palmen, umgeben vom Geschrei unzähliger Papageien morgens bei Sonnenaufgang und auch nachts unterm Sternenhimmel fast ganz für uns alleine genießen.
Es war eine wunderbare Zeit in Uruguay, es war ein wunderbarer Beginn unserer Reise – Uruguay mit seinen freundlichen Bewohner*innen, seiner Unaufgeregtheit und Weitläufigkeit war genau das richtige Land um mit all den neuen Herausforderungen des Reisens zurecht zu kommen und uns darin zu üben.
Ich habe bei meinen Mitreisenden nachgefragt, was die Zeit in Uruguay für sie bedeutet, was sie hier Neues erfahren haben, welche Wörter sie mit diesem Land verbinden. Alle einig sind wir uns darin, dass die Freundlichkeit und Entspanntheit der Menschen hier ganz besonders ist, dass es hier schön ist, weil es so viele Tiere zu sehen gibt, besonders Gürteltiere, Capybaras, Kolibris und unzählige andere große und kleine Vögel, dass das Essen lecker ist, das Fleisch, die Avocados, Dulce de leche, die vielen verschiedenen Tartes und Empanadas, die köstlichen süßen Teilchen…. Aufgefallen sind uns die endlosen Weidezäune, die riesigen Eukalyptusplantagen, die vielen Wassertürme, das Gefühl der völligen Ahnungslosigkeit angesichts der Andersartigkeit von Flora und Fauna, die allgegenwärtigen Mateteebecher und die dazugehörigen Thermoskannen mit heißem Wasser, die Sandpisten, die vielen vielen Kühe, Schafe und Pferde…
Es war eine gute Zeit hier – schön, dass ihr dabei wart und uns ein bisschen begleitet habt. Jetzt sind wir bereit für das nächste Land, für Argentinien, für mehr Abenteuer, mehr Wildnis, für mehr Weite, Größe, Unbekanntes —- für was auch immer uns erwarten mag. Wir freuen uns darauf!
Bis bald und lasst es euch gut gehen mit ein paar Bildern der letzten Tage….
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