Plötzlich alles anders – oder: schon mitten in der Reise?
Plötzlich sind aus drei Tagen wieder zwei Wochen geworden. Alles anders, alle Pläne umgeworfen, Abflug verschoben.
Joschi hat uns ausgebremst. Er, der es normalerweise kaum erwarten kann, mit seinem Rudel unterwegs zu sein, braucht eine Pause. Nachdem er schon seit ein paar Tagen nicht mehr richtig laufen wollte, wurde ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert und auch gleich operiert.
Noch ist er in der Tierklinik und wir warten auf den Anruf, dass wir ihn abholen können. Mir wird nochmal so richtig bewusst, wie sehr er Teil unseres Lebens ist, wie ich ihn bewusst und unbewusst immer mitdenke und einbeziehe. Es fehlt mir, dass er mich nicht schwanzwedelnd begrüßt und sich auf den Rücken legt, um gekrault zu werden, dass er beim Frühstückzubereiten nicht mit bittendem Blick neben mit sitzt, ich nicht darauf achten muss, die Tür für ihn offen zu lassen und keiner mit ihm spazieren geht.
In den vergangenen Wochen hatte ich manchmal den Gedanken, dass so eine große Reise ohne Hund viel einfacher wäre und ob wir nicht uns allen einen Gefallen damit täten, ein gutes Übergangszuhause für ihn zu finden.
Ganz sicher wäre ohne Joschi vieles unkomplizierter – und dennoch ist mir in den letzten 48 Stunden so klar geworden, dass das keine Option ist. Dass Joschi, wie die Jungs es schon immer sagen, ein Familienmitglied ist und deshalb bei unseren Plänen einfach mit bedacht werden muss, auch wenn es dadurch komplizierter wird und wir immer wieder Kompromisse werden schließen müssen.
Und vielleicht haben unsere Freunde ja recht, die sagen, unsere Reise habe schon begonnen. Vieles von dem, was uns das Unterwegssein bescheren und von uns fordern wird, (er)leben wir gerade: unvorhergesehene Entwicklungen, plötzlich notwendige Planänderungen, Organisationstalent, Flexibilität, radikale Akzeptanz, gegenseitige Rücksichtnahme, Kompromissfähigkeit, Geduld und Zuversicht und vielleicht sogar der Versuch, in all dem etwas Gute zu entdecken.
Zumindest in den Ohren von Hannes klang dieser letzte Gedanke gestern völlig absurd. Was soll denn daran bitte gut sein?
So ganz genau weiß ich es auch nicht. Zunächst einmal ist es viel Organisation und Neuplanen. Wann fliegen wir dann? Wo kommen wir bis dahin unter? Kann der Bus im Hafen von Montevideo sicher stehen, bis wir ankommen? Lässt sich das Airbnb umbuchen?
Und doch kann ich inzwischen dem Gedanken, zwei Wochen am Bodensee im Haus von Jans Eltern zu verbringen, uns dort zu erholen, zu genießen und Joschi zu pflegen, Gutes abgewinnen.
Danke für all euer Mitgefühl, eure guten Wünsche, Unterstützungs- und Unterschlupfangebote!
Die Flüge sind umgebucht auf den 29. August – drückt uns die Daumen, dass wir dann wirklich wirklich gesund und gut erholt und vorbereitet unsere Reise jenseits des Ozeans fortsetzen können!
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